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Route des Grandes Alpes - Westalpen August 2007

schon lange träumten wir von der legendären Route des Grandes Alpes, dem Grenzgebiet Frankreich/Italien bis hinunter ans Mittelmeer. Eine Region mit vielen Kurven, Kehren und hohen Pässen....., ein Paradies für Motorradfahrer im Sommer.
Als wir dann im Juni 2007 noch ein schönes Motorradgespann für leichte Off-Road-Touren angeboten bekamen, war unsere Zeit für die Westalpen gekommen.....

Bei Amazon hatten wir uns den Motorrad-Tourenführer "Westalpen" von Denzel gekauft und das war eine gute Entscheidung.
Die Touren waren präzise beschrieben, aber auf das Wesentliche beschränkt. Genau so wollten wir das haben.



Das Gespann war gepackt. Es war mittlerweile Samstag Mittag und endlich wurde das Wetter etwas besser. So machten wir uns auf den Weg. Gemütlich fuhren wir quer durch den Schwarzwald bis Hohenbodman am Bodensee. Unser Ziel hieß Gasthof Adler - ein Motorradfahrer Hotel, das wir schon von früheren Touren kannten.

Gasthof Adler Hohenbodman

BMW-Gespann
BMW Gespann mit vielen Extras

Pause irgendwo in der Schweiz
Pause irgendwo in der Schweiz

An diesem Tag fuhren wir meist auf Landstraßen durch die Schweiz - immer Richtung Süden. Wir kamen am Genfer See vorbei und beschlossen in Martigny zu übernachten. Das Hotel City Garni hieß Motorradfahrer auf einem großen Schild herzlich willkommen und so nahmen wir das Angebot dankend an. Auch das Frühstück war reichlich.
Der nette Nachbar von nebenan erlaubte uns das Gespann direkt vor seinem Fenster zu parken - Bedingung war, dass er seine Fensterläden ohne Probleme auf und zumachen konnte. Kein Problem für uns. Zur Linken des Hotels befand sich eine Pizzeria und so war der Abend gerettet ;-).

Martigny

Am nächsten Morgen fuhren wir von Martigny bis Aosta - 78 km.
Die Route führte uns auf kleinen Straßen über Bourg, Orsieres zum ersten richtigen Pass (max. 11% Steigung), dem Col du Grand Bernhard (2.469m). Auf der Passhöhe gibt es allerlei Souvenierläden - vorallem Plüschbernhardiner. Diese Hunderasse wurde in frühen Jahren (oder auch noch heute?) von Mönchen hier oben gezüchtet und sie erlangten von hier aus ihre große Bekanntheit.
Auf der Passhöhe gab es selbst noch im August Schnee! Brrr, war das kalt. Ich hätte mir eher sommerliche Temperaturen gewünscht.

In der Ferne konnte man immer wieder das beeindruckende Montblanc-Massiv mit dem höchsten Gipfel der Alpen (4.807m) sehen.

Passhöhe Großer St. Bernhard

Col de St. Bernhard
Immer wieder zeugen Ruinen von der bewegten Vergangenheit.

Col de St. Bernhard
Kurze Rast um die schöne Aussicht zu genießen
     

Weiter ging es über Remy und St. Oyen nach Aosta. Von Aosta fuhren wir dann nach Morgex und dann auf die SS226 weiter zum Kleinen St. Bernhard (2.188). Dieser Pass verbindet das Aosta- mit dem Iseretal.


Abzweig Aosta - Val D'Isere - Kurze Kaffeepause

 

Blick ins Val d'Isere mit dem Lac de Chevril (See). Den Ort Val d'Isere fanden wir schrecklich - zuviel Beton und zuviele Lifte, die die schöne Landschaft verunstalteten.

Col d'Iseran

Col d'Iseran

nach vielen Kuven und Kehren erreichten wir die Passhöhe
des Col de L'Iseran (2.770m). Hier wehte ein mächtig frischer Wind.
Die Ausicht von hier oben war grandios -
es ist der höchste befahrbare Pass der Westalpen.

Weiter ging es in vielen Kehren nach Bonneval-sur-Arc, an Lanslebourg vorbei bis wir schließlich auf die mächtigen Forts de l'Esseillon stießen.
Auch "Barriere de l'Esseillon" (Talsperre) genannt, ist eine aus fünf Forts bestehende übereinander angeordnete Verteidigungsanlage, die zwischen 1817 und 1834 errichtet wurde, bevor Savoyen an Frankreich abgetreten wurde.

Forts l'Esseillon

Rolloverbild ==>

In Avrieux fanden wir für die nächsten beiden Nächte ein schönes Hotel mit dem Namen Auberge de la Cascade d'Avrieux. Ein neues Hotel in einem Seitengässchen gelegen, das kaum breiter war, als das Motorrad.

Hotel Le Cascade Avrieux


Am nächsten Morgen brachen wir auf zum Lac du Mont Cenis
(1.974m), einem herrlichen Berg-/Stausee mit einem großen
Ausflugslokal und kleinem Heimatmuseum.  Ringsherum gab es
wunderschöne Wanderwege.
Nach einem kleinen Off-Road-Abstecher fuhren wir weiter über die Grenze nach Italien. Nach dem Pass stoppten wir an einer Bar und tranken unseren ersten italienischen Cappuccino - lecker!. Dann ging es weiter nach Susa
Lac du Mont Cenis
Susa
Susa


Weiter ging es durch das Susa-Tal in Richtung Bardoneccia. Unterwegs trafen wir auf die mächtige Festung von Exilles erbaut auf einem Felssporn in der Mitte des Tales. Diese Festung wurde im 19. Jahrhundert neu erbaut und gehört zu den gewaltigsten der Alpen.
Der Felssporn mitten im Tal
bot sich zu allen Zeiten für eine Befestigung zur Sperrung des Susatales an.

 

Festung Exilles

Rolloverbild ==>


Pause am Fluss, es war schön warm - Fahrerwechsel? Lieber nicht!

Briancon
Briancon, die höchst gelegene Stadt Europas                          Rolloverbild

Da wir nicht durch den Frejus-Tunnel wollten, bogen wir bei Oulx ab Richtung Briancon. Wir überquerten den Col du Montgenevre (1.850m), und genehmigten uns eine längere Pause in Briancon. Eine schöne Stadt umgeben von einer hohen Festungsmauer auf ca. 1326 m Höhe, und dahinter einem schönen alten Stadtkern. Wir beobachteten den historischen Wachwechsel.
Das "neuere" Briancon liegt außerhalb der Mauern und geht hinunter bis auf ca. 1.200 m Höhe.

Von Briancon aus ging es über den Col du Lautaret (2.642m),
den Col du Galibier (2.645m) und den Col du Telegraphe
(1.570m) wieder zurück nach Avrieux.
Ich weiß nicht wieviele Höhenmeter, Kehren und Pässe wir
an diesem Tag gefahren sind. Am Abend waren wir platt!

Am nächten Tag brachen wir auf um neue Pässe zu erobern. Die Highlights des Tages: Col de Izoard und Col de la Bonette.

 Col d'Izoard

Casse Desserte am Col d'Izoard - gespickt mit Felspyramiden
und Felsnadeln. Es ist eine Fahrt durch wunderliche Landschaft,
die einen zu vielen Spekulationen hinreissen lassen kann.
 
Col d'Izoard (2361m)
Der Col d'Izoard gehört für uns mit zu den beeindruckendsten Pässen in den Westalpen. Die Auffahrt war toll und die Fernsicht an diesem Tag gigantisch.

Combe du Queyras

Gorges du Guil

Durch das Tal des Guil - Combe du Queyras. Das Flusstal ist
von hohen Bergen umgeben, die das Tal mal mehr oder weniger
einengten. Hier konnte man auch immer wieder Kajakfahrer
zuschauen, wie sie den Fluss hinunterfuhren.

 

Tunnelstrecke - Gorges du Guil - unübersichtlich und eng und nicht immer ungefährlich, wenn mal ein WoMo um die Haarnadelkurve kommt. Hin und wieder gab es Parkbuchten, um die Landschaft und das tiefliegende Flusstal zu genießen

Vom Col d'Izoard ging es weiter über Guillestre zum Col de Vars (2.111m)

Col de Vars

....und dann durch das Ubayetal. Ubayetal

...und immer wieder alte Festungsanlagen
Ubayetal

Über Gleizolles fuhren wir Richtung Col de la Bonette unserem letzten Etappenziel und Höhepunkt des Tages. Diesen Col wollten wir eigentlich erst am nächsten Tag fahren, aber wir fanden unterwegs keine geeignete Unterkunft und so trafen wir abends gegen 19.30h auf der Passhöhe an.


Hier ein Blick auf den Col de Restefond (2.678m).
Col de Restefond
wenn man bedenkt, dass früher die Soldaten im Sommer und
Winter hier oben ausharren mussten. Wo bekamen die das Holz
her? Wir befanden uns hier oberhalb der Baumgrenze.

Magisches Licht am Abend
Col de Restefond

dieser Pass ist nur 3 oder 4 Monate im Jahr befahrbar.

Auffahrt zum Col de la Bonette

Col de la Bonnette

Col de la Bonette
Aussicht von hier oben - gigantisch und dann dieses Licht.....

cime de la Bonette
Cime de la Bonette 2.802m

Abfahrt Col de la Bonette

Schafe bei der abendlichen Heimkehr in den Stall

Abfahrt von Col de la Bonette (2802) über den Col de
Granges Communes (2513m) in das Tal des Tinee.

Schafe bei der abendlichen Heimkehr in den Stall!

St. Dalmas le Selvage

Restaurant Le Foret

Es wurde bereits dunkel, als wir nach vielem Suchen endlich
in der Gite d'Etape in St. Dalmas le Selvage eine freie
Unterkunft fanden.

... und eine Gaststätte war auch gleich nebenan. Was
für ein Glück, denn der Magen hing schon ziemlich
tief ;-). 

Am frühen Morgen brachen wir von St. Dalmas le Selvage auf - doch zunächst musste Jochen einer netten Dame einen Herzenswunsch erfüllen - einmal in einem Seitenwagen mitfahren. Natürlich konnte er nicht "nein" sagen und so fuhren sie los. Die Dame war im Anschluss daran hin und weg. So einfach kann man Menschen glücklich machen.
Im Anschluss daran fuhren wir durch das Tal der Tinee in Richtung Isola. Es war ein schönes Tal mit sanften Kurven. Wir kamen vorbei an dem kleinen Ort St.-Etienne-de-Tinee und erreichten schließlich Isola. Hier begann die Auffahrt zum Col de la Lombarde (2.350m), auf dessen Scheitelpunkt die Grenze nach Italien war.  Nach vielen Kehren (ca. 36) und einer Steigung von bis zu 14% erreichten wir schließlich die Betonstadt Isola 2000 (Wintersportort) mit vielen Liften - schrecklich! Ohne zu stoppen fuhren wir weiter.

Col de Lombarde

Wir konnten die Passhöhe schon sehen, als plätzlich der Motor unserer treuen BMW anfing zu spuken. Was war los? Sch.... Sprit alle! Kein Ersatzkanister dabei und wir fast auf dem Scheitelpunkt eines Passes. Wir hatten gerade knapp 2.200 Höhenmeter hinter uns gebracht - was nun. Bis zum Scheitelpunkt konnten wir das Gespann nicht schieben, denn wir wußten nicht was uns dort erwarten würde. Isola 2000 schien unsere Rettung zu sein. Wir ließen das Motorrad die ca. 5 km bis dorthin rollen. Doch dort gab es keinen Sprit. Die nächste Tankstelle sei in Isola - ca. 20 km und ca. 36 Kehren mit zum Teil 14% Gefälle entfernt. Ich war entsetzt. Doch es blieb uns nichts anderes übrig, als das Gespann gen Tal rollen zu lassen. Die Stille wurde nur vom Quietschen der heißen Bremsen, dem Vogelgezwitscher am Himmel und unserem Pulsschlag unterbrochen.....

Nach gefühlten endlosen Stunden kamen wir in Isola an. Da erhielten wir den nächsten Schock - die einzige Tankstelle war zu - es war der 15. August - ein Nationalfeitertag! Na klasse. Wir ließen das Motorrad stehen und suchten die nächste Kneipe auf. Dort erhielten wir einen leeren Olivenölkanister und die Info, dass sich ca. 8 km entfernt in St.-Etienne-de-Tinee (wo wir am Morgen herkamen!) eine Tankstelle befinden sollte. Wir riefen ein Taxi und es brachte uns dorthin. Dort konnten wir nach einigem hin und her den Olivenölkanister auffüllen. Eigentlich war die Tankstelle schon zu, aber der Tankwart hatte ein Herz für Motorradfahrer und so wartete er bis wir mit dem Motorrad zurückkamen um vollzutanken. Zusammen mit den Taxigebühren war das die teuerste Tankfüllung, die wir jemals bezahlt hatten. Nun konnten wir auch wieder lachen -->

Tankstelle in Isola

Wir fuhren abermals den Col de la Lombarde (2.350m) hinauf - er wird uns unvergesslich bleiben ;-)

Col de Lombarde
Auffahrt zum Col de Lombarde - kurz vor dem Scheitelpunkt
auf 2.350m Höhe.

Vallone d'Origials
Abfahrt vom Col de Lombarde ins Vallone d'Origials, auf italineischer Seite  

Vallone di St. Anna (Pratolungo)

Abfahrt vom Col de Lombarde - durch das Vallone di St. Anna - die Kehrenorgie (auch ca. 36) auf italienischer Seite. Irgendwo auf dieser Strecke - an einer Bar mit Kurvenblick - genehmigten wir uns wieder einen Cappuccino und sahen den vorbeirasenden Motorradfahrern zu.
Unser weiterer Weg führte uns über den Colle della Maddalena/ Col de Larche Richtung Gleizolles, über (N94) Embrun und Gap Richtung La Mure auf der Route Napoleon RN85.
Wir wollten noch die Touren 32 - 34 (Region Grenoble) aus dem Denzel-Buch fahren.

 

Mittlerweile war es wieder spät geworden und wir fanden schließlich in Corps ein einfaches, aber sauberes Hotel mit dem Namen Napoleon. Der Stadtkern von Corps war sehr ansprechend und es gab viele nette Lokale - allerdings wurden hier bereits um 21.00h die Bürgersteige hochgeklappt - zumindest was die Speiselokale betraf - und so mussten wir uns sputen.

Ganz in der Nähe ist der Lac du Sautet und Parc de Ecrins, ein Urlaubsgebiet.
Und mit dem Frühstück am nächsten Morgen kam das schlechte Wetter -feiner Nieselregen und ganz dunkle Wolken. Schade - und so beschlossen wir erstmal Richtung Heimat zu fahren.

Hotel Alexander in Corps

Wir fuhren bis Albertville auf der Autobahn und von dort über Megeve bis Chamonix auf Landstrassen. Von Chamonix war ich enttäuscht man hatte so viel gehört, aber hier herrschte überwiegend der Glanz der vergangenen Jahrhunderte. Wenig später passierten wir unseren letzten Pass auf dieser Reise - den Col de la Forclaz (1.527m).
Da das Wetter nicht besser werden wollte - fuhren wir bei Martigny wieder auf die Autobahn und verließen diese erst wieder, als wir an der Autobahnausfahrt Pforzheim ankamen. Mittlerweile war es ca. 23.00h. Müde und abgekämpft von der langen Fahrt gingen wir nach einer schönen warmen Dusche zu Bett.

Diashow

Nachwort:
Obwohl uns das Wetter nicht immer hold war, hat es uns auf der Route des Grandes Alpes sehr gut gefallen. Die Leute vorort waren durchweg freundlich und hilfsbereit. Selbst unser holpriges Französich wurde stets honoriert und hin und wieder konnten die Einheimischen aufeinmal sogar etwas deutsch oder englisch sprechen...
Mit unserem Gespann waren wir stets ein Hingucker und wir durften auch immer an gesicherten Plätzen parken.


Nur Reisen ist Leben, wie umgekehrt das Leben Reisen ist.
Jean Paul     
(Dichter )
© Andrea Böhm & Jochen Brett         mailto: Andrea & Jochen                 www.fernweh-jochen-andrea.de